Vita
Wie soll ich anfangen?
Nehmen wir einmal ein Zitat aus „Interview mit einem Vampir“:
„Ich wurde geboren und ich wuchs auf…“
aber nein!
Das wäre zu einfach.
Tatsächlich wurde ich geboren und wuchs in Bad Wörishofen, einem beschaulichen Städtchen im Allgäu auf, aber was dazwischen geschehen ist und was noch passieren wird, das versuche ich nun in ein paar Sätzen zu erzählen.
Meine Kindheit verlief relativ glücklich, wofür ich meinen Eltern sehr dankbar bin.
Sie ermöglichten mir wirklich viel und standen auch bei fast allen meinen Entscheidungen hinter mir.
Natürlich gab es auch Höhen und Tiefen. Letztere wurden mit wachsendem Alter immer mehr, aber ich denke, das ist bei fast jedem von uns so.
Während und auch nach dem erfolgreichen Abschließen der Schule wuchs in mir der Wunsch den Beruf des Bäckerhandwerks zu erlernen.
Auch dies schloss ich mit Erfolg ab.
Wer sich jetzt allerdings fragt ob ich Bäckermeister bin, dem muß ich sagen: „Nein!“
Auch habe ich keine anschließende Lehre als Konditor gemacht.
Rein diesen Bäckerberuf übe ich bis heute mit Leidenschaft aus und ja… es ist auch eine Frage des Biorhythmus.
Neben meinem Beruf habe ich natürlich auch ein paar Hobbies.
Relativ früh in meinem Werdegang habe ich mit Videospielen, Computer- & Internettechnik sowie das Erstellen von Webseiten begonnen.
Allerdings hat sich letztgenanntes in den vergangenen Jahren auf WordPress verlagert, welches doch einiges erleichtert.
Durch die Verbindung zu Social Media und auch schon davor habe ich bereits, ein für mich, erfüllendes Hobby und Projekt gefunden.
Die Gothiccommunity welche ich mit meinem wunderbaren Team leite. Weiterführende Links findet ihr hier unter dem Punkt “ Projekte„.
Dieses Projekt hat mich bereits in viele Ecken von Deutschland, Schweiz und Österreich gebracht und ich vermute mal, es geht noch einige Zeit so weiter… auch eventuell in andere Länder.
Wer weiß was die Zukunft bringt, denn es ist für mich eine Herzensangelegenheit einen interaktiven Treffpunkt für die Szene bzw. Subkultur anbieten zu können.
Neben oben genannten Hobbies habe ich noch ein weiteres Großes: Die Musik
Hierbei sei erwähnt, das ich mir im Grunde genommen alle möglichen Stilrichtungen des Musikwelt anhöre, solange sie mir gefallen, von denen ich begeistert bin aber auch die, die mir nicht so zusagen.
Näheres könnt ihr in dem Abschnitt “ Musik“ finden.
Von all dieser, doch ziemlich oberflächlichen Vita abgesehen, gab es auch ein tiefdunkles Kapitel in meinem Leben, worüber ich gerne und ausführlich berichten möchte.
Nicht aus Stolz das es so verlief, sondern in der Hoffnung, das ich damit anderen Menschen helfen kann.
Es geht um meine, mich mein Leben lang verfolgende Krankheit Alkoholismus.
Wer nun nicht mehr weiterlesen möchte, den verstehe ich vollkommen.
Deswegen möchte ich mich hier an dieser Stelle schon einmal auf das herzlichste für die entgegengebrachte Aufmerksamkeit bedanken.
Ich nahm Abschied…
Abschied von einem mir damals sehr lieb gewonnenen Freund.
Ich meinte, mit ihm an meiner Seite würde ich alle Probleme lösen können, alle Strapazen überwinden und sogar noch leistungsfähiger sein.
Was soll ich sagen? Er hat aus damaliger Sicht viele Probleme gelöst. Mit den Problemen aber auch noch vieles weitere aufgelöst: die Familie, den Job, bei vielen Menschen das Vertrauen und beinahe auch mein Leben und selbst danach
wollte ich ihn nicht verlassen.
Von wem ich spreche?
Von dem „Freund“, den viele konsumieren, der frei käuflich ist, den es an jeder Ecke in klein und in groß gibt und einen anlacht.
Von dem „Freund“, dem viele schon zum Opfer gefallen sind oder gerade dabei sind sein Opfer zu werden.
Dem Alkohol.
Angefangen hatte es mit einem Geschenk im Jahr 1997.
Einer Flasche leichten Rotweins. Vorher hatte ich nie Alkohol getrunken, da ich auch etwas Angst davor hatte.
Ich dachte abends, das ich vor dem zu Bett gehen, ein Glas trinken könnte.
Die Wirkung war entspannend, wohlig warm und schmeckte gut.
Danach konnte ich wunderbar schlafen und mir kam der Gedanke, dass ich das am kommenden Abend wiederholen könnte.
Ich freute mich auch schon in gewisser Weise darauf.
Nach einer gewissen Zeit lies diese Wirkung von diesem einem Glas nach und ich merkte, dass diese Wirkung erst nach dem zweiten Einsetzte.
Natürlich musste ich mir dafür auch immer wieder eine Flasche kaufen.
Um auf Vorrat zu denken, begann ich, mir irgendwann mehrere Flaschen zu kaufen.
Auf diese Weise sparte ich mir so manchen Weg.
Als ich dann bemerkte, dass dieses alleine Genießen keinen Spaß machte, tingelte ich durch die verschiedensten Clubs und Bars in der Gegend und bin dann letzten Endes in meinem, noch heutigen, Stammrestaurant gelandet.
So bekam ich auch Zugang zu den verschiedensten Spirituosen und ich mochte die unterschiedlichen Geschmäcker, nach dem Genuss, im Mund.Dies veranlasste mich, mich mit diesen unterschiedlichen Spirituosen auseinander zu setzen.
Natürlich auch damit, diese zu konsumieren, da ich ja auch mitreden wollte.
Irgendwann bin ich dann bei bestimmten Brandys, Absinthés und Liquoren hängen geblieben.
Mit der Zeit entdeckte ich auch immer wieder Online-Shops, wo ich mir diese Sachen bestellen konnte.
Das war bequem, sich diese -auch heimlich- nach Hause schicken zu lassen.
Es war allerdings auch gleichzeitig der Beginn des Verlustes über die Kontrolle, meines Kontostandes.
So leerte ich mit der Zeit nicht nur Flasche um Flasche, sondern auch meine Bankkonten.
Zudem begann ich auch während der Arbeit zu trinken, um gewisse Alltagsängste zu vertreiben.
Eines Tages bemerkte ich, dass eine Veränderung in meinem Körper vor sich ging.
Ich hatte keinen großen Appetit mehr, musste immer wieder tagsüber schlafen, ich fing nach längerer Abstinenz an zu zittern, mir war übel und erst nach dem Konsum von Alkohol wurde ich wieder ruhiger.
Dies ging so lange, bis ich eines Tages auf die Toilette rannte und auf einmal die komplette Schüssel voller Blut war.
So wurde ich in das nahegelegene Krankenhaus eingeliefert.
In dieser Nacht geschah dann etwas, wovon ich absolut nichts weiß, sondern es nur aus der Erzählung von den Pflegekräften erfuhr.
Ich muss mich von diesem Überwachungsmonitor losgerissen haben. Ich bin dann auf den Stationsgang gelaufen und hatte durch den Entzug im Krankenhaus, einen epileptischen Anfall.
Durch den rückwärtigen Sturz auf den Hinterkopf, entstanden Blutgerinnsel und ich musste in ein Uniklinikum auf die Stroke-Unit, da es sich hierbei um mehrere kleine Schlaganfälle handelte.
Nach zirka 1 1/2 Wochen durfte ich dann auf die normale Station und mein allererster Gang in der „Freiheit“ führte mich zum Kiosk, wo ich mir Bier mit auf das Krankenzimmer nahm.
Ich konsumierte in etwa 6 – 7 Flaschen am Tag und spürte wieder dieses wohlige Gefühl.
Gleichzeitig wurde mir ein Reha Platz besorgt, zu dem ich dann auch gebracht wurde.
In meinem Koffer hatte ich allerdings nicht nur diese üblichen Alltagsgegenstände wie Kleidung und Pflegeprodukte, sondern auch sechs Flaschen Absinthé.
Als dieser Vorrat langsam zur Neige ging, lies ich mich mit dem Taxi in die nahegelegene Ortschaft fahren und kaufte mir im Discounter weitere Flaschen der grünen Fee.
So trank ich mich durch die Reha und machte auch nur die nötigsten Aufbauübungen mit.
Wieder daheim angekommen, musste ich öfters zur sogenannten Nachsorge bzw. Nachuntersuchung zu einem Neurologen, der auch gleichzeitig Psychologe war.
Dieser fragte mich eines Tages, ob ich trinken würde.
Ich flunkerte -wie es wohl jeder Süchtige machen würde- und behauptete, dass ich trinken würde, aber in einem gesunden Maß.
Er fragte weiter, was denn für mich ein gesundes Maß sei und ich antwortete „zwei bis drei Gläser Wein pro Tag“.
Auf die Frage hin, ob da auch härtere Sachen mit dabei wären, wurde ich langsam weich und ich erzählte ihm über meinen Konsum.
Daraufhin besorgte er mir einen Kurzzeit Therapieplatz in einem Bezirkskrankenhaus, zu dem ich mit guten 5 Promille gebracht wurde.
Mir ging es gut. Ich konnte gehen, reden und mich somit mitteilen.
Dort fühlte ich mich auch einigermaßen wohl und unter Gleichgesinnten.
Allerdings konnte man sich dort, sobald man von der Entgiftungsstation entlassen und auf der normalen Therapiestation war, frei bewegen. Unter anderem auch einkaufen.
So ging ich fast wie selbstverständlich in den nächsten Supermarkt und deckte mich mit Spirituosen ein.
Irgendwie muss ich Schlupflöcher gefunden haben, dass es allen anderen nicht auffiel.
Auch heute -im trockenen Zustand- bekomme ich immer wieder zu hören, dass man mir meinen damaligen Konsum nicht anmerkte.
Mein Glück war, das ich in dieser Kurzzeittherapie eine Langzeittherapie beantragen konnte.
Diese Gelegenheit nahm ich wahr, auch wenn mir nicht wohl dabei war.
Schließlich musste ich mich ja entscheiden, von gewohnten Dingen Abschied zu nehmen, denn eine Sucht ist nichts anderes, als eine starke Gewohnheit.
Gewohnheit schafft Geborgenheit.
Nun war diese Wartezeit, zwischen dieser Kurzzeittherapie und der Langzeittherapie ziemlich lange und ich fiel in alte Gewohnheitsmuster zurück.
Morgens, vor dem Aufstehen, einen Liter Wein. Danach einige Absinthé pur, gefolgt von mehreren Brandys und Liquoren.
Ein Nachmittagsschläfchen gehörte dazu und es ging danach, in der gleichen Reihenfolge, weiter. Tag für Tag.
Ich ging auch nicht mehr in mein Stammrestaurant, weil ich vor Menschen Angst hatte… panische Angst. Auch vor unbekannten Situationen, die für viele so selbstverständlich schienen. Ich verkroch mich daheim, wollte von nichts mehr
wissen und insgeheim arbeitete ich, durch mein ständiges Trinken, an meinem Selbstmord.
So musste ich vor dem Antritt der Langzeittherapie noch einmal einen Entzug, mit medizinischer Hilfe, über mich ergehen lassen, um nüchtern diese Therapie beginnen zu können.
Somit saß ich abends auf einer Holzbank vor dem Therapiegebäude, ganz allein beim Sonnenuntergang.
Ich hatte den letzten Anruf, für die folgenden drei Wochen, nach Hause getätigt und mir schwirrte nur ein Gedanke im Kopf herum: „Wie zur Hölle, wollen die mir hier das Trinken abgewöhnen? Vor allem in 15 Wochen. Wenn ich wieder
daheim bin, fange ich doch sowieso wieder an damit!“
Komischerweise spürte ich aber von Anfang an, das hier etwas Wunderbares passieren würde.
Es folgten intensive, sehr fordernde und gleichzeitig auch wunderbare 15 Wochen, in denen ich wieder lernte, wie schön das Leben sein kann und auch ist.
Durch die vielen Gespräche und Unternehmungen und Wanderungen durch die Natur dort, hatten mir die Therapeuten in Lechbruck den Weg zu einem abstinenten Leben gewiesen… gehen musste ich diesen Weg allerdings selber und auf diesem Weg lagen -und liegen noch heute- sehr viele Werkzeuge, mit denen ich an mir und meiner Suchtkrankheit schrauben und sie für mich optimieren kann um ein trockenes, zufriedenes Leben führen zu können.
Mittlerweile bin ich selbst erstaunt und auch stolz auf mich, verschiedene Lebensereignisse ohne Alkohol durchgestanden zu haben und ich hoffe, dieser rote Faden wird sich durchziehen, denn diese Krankheit ist nur stillgelegt, nicht
besiegt.
Sie ist immer noch aktiv und wird es mein ganzes Leben lang sein. Diesen Kampf kann man nicht gewinnen. Dieser Kampf dauert an bis zum Tod und solange dieser Kampf andauert, will ich das Leben genießen mit all seinen Facetten.
Dazu gehören leider auch Rückschläge, aber auch diese übersteht man -so sind meine Erfahrungen- leichter, schmerzfreier und klarer ohne Suchtmittel, denn nur ein klarer Kopf ist ein vernünftiger Kopf.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Bedanken die mich durch diese Zeit begleitet haben, die mich in meiner nassen Zeit ertragen mussten, wollten oder nicht anders konnten und natürlich an unsere damaligen Therapeuten und meine
Mitpatienten… Ihr seid wunderbar!
An alle die mir in dieser nassen Zeit den Rücken gekehrt haben: Ihr hattet recht und danke für Eure Geduld!
Ja… ich gehe damit sehr offen um und verstecke mich nicht. Es ist meine persönliche Ansicht zu meiner lebenslangen Situation.
Zudem soll dieses Posting jetzt kein Aufruf dazu sein, das alle aufhören sollen zu trinken oder sonstige Suchtmittel zu konsumieren.
Das hat immer noch jeder für sich selbst zu entscheiden da es um die eigene Gesundheit geht.
Allerdings erlebe ich immer wieder sehr positive Reaktionen auf diese Erzählung.
Egal ob auf den Social Media Plattformen oder im realen Leben.
Teilweise bekomme ich auch immer wieder Anfragen, wie ich diese Therapie empfunden und vor allem, wie ich mich dazu entschlossen habe.
Gerne könnt ihr mir in den Kommentaren eure Fragen stellen.
In diesem Sinne…
passt auf Euch auf und bleibt gesund.